Aufenthalt / Recht

Beispiel: Vorbereitung auf die Asylanhörung

Die Asylanhörung ist ein ausgesprochen wichtiger Termin für die Jugendlichen in der BAHIA – und ein sehr fordernder. Wir bereiten sie umfassend darauf vor.

Die Asylanhörung – eine besondere Herausforderung

Über viele Erinnerungen muss erst Gras wachsen, bevor über sie gesprochen werden kann. Dazu braucht es festen Boden unter den Füßen. Aber eine Verschnaufpause gönnt ein Asylverfahren den Jugendlichen meist nicht.
Nur wer seinen grauenhaften Fluchthintergrund detailliert und möglichst umfangreich in der Anhörung schildern kann, hat die Chance, ein Asylverfahren mit der Zuerkennung der Flüchtlingseigenschaft zu beenden. Damit einher geht die Möglichkeit, zumindest einen Teil der Familie nachkommen zu lassen. Obwohl sie selbst in Sicherheit sind, hält die Sorge um ihre Familien die Jugendlichen im festen Griff. Derart zweifach belastet sollte am Tag der Anhörung gegenüber der Anhörer*in im BAMF das oft Unsagbare aussprechbar sein. Denn nur wer redet, wird auch gehört.

Vorbereitung ist wichtig

In einer vertrauensvollen Atmosphäre können die Jugendlichen in der BAHIA im eigenen Tempo und in kleinen Schritten erzählen, was sie erleben mussten und erfahren, warum dies wichtig für die Anhörung ist. Dadurch wird die eigene Geschichte für den Jugendlichen auch ein Stück beherrschbarer. Die Dauer einer Vorbereitung orientiert sich am Bedarf des Jugendlichen. Manchmal geht es schnell, dann reichen drei Stunden aus. Andere Jungs brauchen viel mehr Zeit, es können auch einmal zehn Stunden sein. Am Ende ist die Fluchtgeschichte bekannt und aufgeschrieben. In Ausnahmefällen kann es auch sinnvoll sein, mit dem Asylantrag noch zu warten. Wichtig ist es nur so viel zu erzählen, wie der Jugendliche sich zutraut. Wir haben die Zeit, die er braucht!

Fachkräfte und Ressourcen mobilisieren

Wirken die Erlebnisse der Vergangenheit zu sehr in der Gegenwart fort, wird Rücksprache mit einer psychologischen Fachkraft gehalten. Wie kann der Jugendliche entlastet werden, welche Hilfestellungen sind möglich oder erforderlich? Wie können die Bezugsbetreuer*innen diesen Prozess unterstützen? Ist die Einbindung der Amtsvormundschaft über die Zusendung der Fluchtgeschichte hinaus erforderlich? Entlang den Bedürfnissen des Jugendlichen werden die Fachkräfte und Ressourcen mobilisiert.

„Ich hatte große Angst vor der Anhörung. Nichts vergessen, alles erzählen, egal wie schlimm es war. Die Vorbereitung hat mir die Angst genommen und sichert mich ab!“

Mohamed B.

„Die Vorbereitung dient der Absicherung des Jugendlichen in der Anhörung. Inhaltlich und emotional. Der Großteil der Jugendlichen erlebt eine Vorbereitung als große Unterstützung, weil die Verantwortung für das Gelingen einer Anhörung nicht mehr allein auf ihren schmalen Schultern lastet.“

Axel S, Fachkraft für aufenthaltsrechtliche Angelegenheiten in der BAHIA