Clearing für unbegleitete minderjährige Geflüchtete
Viele der minderjährigen unbegleiteten Flüchtlinge haben eine lange und gefahrvolle Reise hinter sich, wenn sie bei uns ankommen. Sie mussten sich „durchschlagen“ und in Situationen behaupten, die für sie schwierig einzuschätzen waren. Auch die Ankunft in Bremen ist mit unterschiedlichen Erwartungen – Hoffnungen, aber auch Ängsten – verknüpft. Der Moment des Ankommens in einer Clearingstelle wie der BAHIA und der erste Kontakt spielt darum eine zentrale Rolle.
Willkommen heißen – herzlich und wertschätzend
Zu Beginn des Clearingverfahrens geht es darum, den jungen Menschen herzlich aufzunehmen, ihn zur Ruhe kommen zu lassen und Vertrauen aufzubauen. Er lernt seine Bezugsbetreuung kennen, die ihm die Strukturen und Regeln der Clearingstelle vermittelt. Unser pädagogisches Fachteam versucht erste Ideen zum akuten Bedarf des jungen Menschen zu bekommen – gesundheitliche Beschwerden, Wünsche und vieles mehr.
Gemeinsam mit den Betreuer*innen stellt der Jugendliche einen individuellen Tagesstrukturplan auf. Wichtige Bausteine sind unser Deutschkurs im Haus, feste Zeiten für die Mahlzeiten, Hobbys und persönliche Termine, einschließlich der Einzelsitzungen im Fachbereich Psychologie.
Ressourcen klären, positive Perspektiven entwickeln
Nach einigen Wochen in der Clearingstelle hat sich der Jugendliche an die veränderte Lebenssituation gewöhnt und kann sich auf das Angebot der Einrichtung einlassen. In dieser Phase arbeiten wir intensiv mit ihm. Wir beleuchten seine Geschichte, beobachten Verhaltensweisen und schätzen seine persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten ein. Ziel ist es, gemeinsam mit dem Jugendlichen, der Amtsvormundschaft und dem Casemanagement Perspektiven zu entwickeln, die sich an seinem individuellen Bedarf orientieren. Gemeinsam gestalten wir den Übergang in eine Folgeeinrichtung, eigene Wohnung oder Pflegefamilie. Den Abschied aus der BAHIA begehen wir ganz individuell – uns ist wichtig, die jungen Menschen mit einem guten Gefühl gehen zu lassen.
Der Clearingbericht
In der Abschlussphase des Clearings erstellen wir einen umfassenden deskriptiven Clearingbericht. Er erhebt nicht den Anspruch einer allumfänglichen Persönlichkeitseinschätzung oder Diagnostik, vielmehr zeichnet er ein Bild des Jugendlichen, das sich im zeitlich beschränkten Clearingverlauf abgezeichnet hat. Das Fachpersonal gibt eine qualifizierte Beschreibung über den sozialpädagogischen und psychologischen Ist-Zustand, Bildungsstand und die Aufenthaltsrechtliche Situation. Auch Beziehungsmuster, soziale Netzwerke, Verhaltensweisen, Ressourcen und Bedürfnisse werden aufgenommen. Den Clearingbericht besprechen wir mit dem Jugendlichen, bevor wir ihn verschicken. Er bildet die Grundlage des Abschluss-Hilfeplangesprächs.